Die Einsatzstelle an der Mühle in Scheeßel wirkt nass und vollkommen verlassen. Ersteres stimmt, zweites stellt sich noch während dem Abladen unserer Boote als falsch heraus. Aus dem nichts materialisiert sich ein Fischereiaufseher und berichtet von den seltsamen Viechern, die es hier gibt. Otter, so schlau, ja  geradezu kriminell, dass sie die Zierfische aus den Fischteichen klauen. Eine noch größere Plage seien die Waschbären. Vor denen sei nichts, aber auch gar nichts sicher - obwohl der Jäger schon zwei geschossen habe. Und Paddler! Ja, die gebe es auch. Allein heute hätten schon 23 eingesetzt.

Bestürzt schauen wir uns an. 23! An einem feuchtkalten Oktobermorgen! Wir hatten uns eher allein gewähnt. Doch wie so oft im Leben fürchten wir uns zu früh bzw. vor den falschen Dingen. In den folgenden Stunden begegnen wir weder der räuberischen heimischen Fauna noch irgendwelchen Artgenossen. Nur die Flora, die macht uns zu schaffen. Äste ragen über das Wasser, überall stehen Büsche im (Wasser)weg herum. Der Dschungel erfordert im Grunde eine Machete - oder dass man sich ganz, ganz dünn machen kann. Wem das nicht gelingt, der bleibt mit hochgeklapptem Steuer hier und da hängen und muss von den Mitpaddlern befreit werden, bevor es weiter über umgestürzte Bäume und um enge Kurven geht.

Hinter einer von denen steht plötzlich eine Meerjungfrau: Tropfnass, mitten im Wasser, Werbung für das bald wieder stattfindende Kenter-Training in Over, dank dem sie professionell und zügig aus ihrem Boot geglitten ist.

Mittags picknicken wir unter einem grau verhangenen, aber noch dicht haltenden Himmel im Herbstwald, zwischen Pilzen und Beeren. Nachmittags setzt erneut Regen ein. In den Booten sind wir warm eingepackt, auch das Verladen am Endpunkt der Tour an der Brücke bei Unterstedt geht dank vieler geübter Hände schnell. Nur der letzte Akt am Bootshaus fällt nach einstündiger Fahrt im warmen Auto ein wenig schwer. Während es pieselt und pieselt und pieselt putzen wir unsere verdreckten Kajaks besonders sorgfältig: Mag sein, dass sie – und wir! – nun eine Weile warten müssen, bevor es wieder hinaus auf´s Wasser geht.