Die Atlantik-Dünung rollt kräftig in Richtung Küste. Wir werden wie von Geisterhand auf die Brückenpfeiler der Atlantikstraße zugeschoben. Die Durchfahrt wird gefühlt immer schmaler. Der gegenläufige Ebbstrom ist viel stärker als erwartet. Es bauen sich unter der Brücke hohe steile Wellen auf. Unter diesen Bedingungen ist höchste Konzentration und sichere Bootsbeherrschung erforderlich.
Plötzlich bricht Joachim´s Boot aus und rammt frontal einen der doppelten Brückenpfeiler. Noch schlimmer, es kommt zwischen die Pfeiler, die in einem Abstand von ca. einer Bootslänge hintereinander stehen. Joachim meistert die Situation jedoch souverän und fährt wie durch ein Slalomtor zwischendurch. Die Atlantikbrücke ist heil geblieben und das Boot auch. Das hätte böse enden können.
Die nachfolgenden Paddler können die Stelle dadurch noch besser anfahren und halten umso mehr Abstand von den Pfeilern. Trotzdem sind wir alle froh, den inneren ruhigeren Bereich erreicht zu haben.
Was vorher geschah: 7 Paddler vom WV Süderelbe sind Guido´s Vorschlag gefolgt, doch einmal die Atlantikküste Norwegens in der Region Molde mit Seekajaks zu befahren.
Die Anreise nach Kiel verläuft problemlos. Nach kurzer Verpflegungs-Ergänzung im Supermarkt, stellen wir uns in die Warteschlange der Color Line Fähre. Die Stimmung ist gut, allerdings nur bis plötzlich Jürgen´s Auto nicht mehr anspringt. Da wird es plötzlich spannend, ob wir überhaupt noch mitkommen. Nach 10 Min Warten springt der Wagen zum Glück wieder an und wird auch bis zum Erreichen der endgültigen Parkposition auf der Fähre nicht mehr ausgemacht.
Norwegen empfängt uns mit milden 20 Grad und Sonne. Allerdings ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die heutige Sonne auch die letzte für eine Woche ist. Der nächste Morgen empfängt uns mit 12 Grad und Nieselregen. Wir erkunden erst mal die traumhafte Gegend und lernen auch schnell freundliche Norweger kennen, die uns wertvolle Wandertipps geben. Kann ja nicht schaden! Die Euphorie auf dem gemütlichen Zeltplatz in Bud hält sich in Grenzen und wir freuen uns aber über WLAN im Zelt. Hochsee-Angler versorgen uns mit Frischfisch und wir raffen uns trotzdem zu ersten Kajaktouren auf.
Die Stadtbesichtigung in Molde verläuft ebenfalls recht feucht, aber immerhin können wir leckere Grillsachen kaufen. Abends greifen wir einen Vorschlag der Norweger auf und wandern zu einer nagelneuen Schutzhütte mit traumhaften Ausblick. Dort feuern wir den Grill an und zelebrieren ein fürstliches Mahl. Wir bekommen Besuch von Guido´s Schwester mit Familie und lernen so auch noch etwas über das wirkliche Auswandererleben in Norwegen.
Mit der richtigen Ausrüstung und erstklassigem Räucherlachs vom Smokehouse lassen sich auch mal Regentage aushalten. Da das Wetter nach ca. 5 Tagen immer noch nicht deutlich besser werden soll, beschließen wir einen Standortwechsel nach Südnorwegen an den Skagerrak. Der Fahrtag ist wie geplant sonnig und beschert uns traumhafte Panorama-Blicke auf die Romsdalsalpen, Trollstigen und den Geiranger. Bei der Ankunft in Kragerö merken wir hautnah, dass gerade Hochsaison ist. Wir bekommen nur noch einen Notplatz, der sich jedoch schnell als Glückgriff für unsere Gruppe mit zwei Wohnmobilen und 4 Zelten entpuppt.
Hier können wir nun endlich bei Sonnenschein die Seekajaks in einer tollen Inselwelt bewegen. Bei regem Motorbootverkehr, Wind und Strömung ist aber auch hier Bootsbeherrschung erforderlich. Die geplante Übernachtungstour kann nun doch noch stattfinden. Wir fahren nach Jomfruland und zelten dort in unseren Zweitzelten, weil das Standquartier auf dem Hauptplatz stehen geblieben ist. Wenigstens ein Seehund begleitet uns, so dass auch dieser Programmpunkt erfüllt ist.
Stadtbummel mit Café-Besuch und das Auffrischen der Eskimorolle bei sommerlichem Wetter lassen jetzt endlich Sommerurlaubsgefühle aufkommen. Mit einem letzten gemeinsamen Festmahl, u.a. mit Kamtschatka-Krabbenbeinen, lassen wir den Urlaub ausklingen. Übrigens, der Besitzer des Frühlingsquarks in Guido´s Kühlschrank konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.