Ich schlafe unruhig. Wie lange werden unsere Zelte noch trocken stehen? Das Wasser der Ostsee steigt und steigt, eigentlich ungewöhnlich für dieses Gewässer. Das Tosen des Wellenschlages direkt neben dem Zelt hört sich in stockdunkler Nacht bedrohlich an.
Aus den Nachbarzelten sind hektische Geräusche zu hören. Taschenlampen blitzen auf. Es ist so weit, der erste Brecher ist gegen die Zeltwand geschlagen! Jetzt heißt es mit routiniertem Griff bei völliger Dunkelheit die Zelte abbauen und die Ausrüstung das Steilufer hinauf schaffen. Am neuen Standort weicht die Anspannung und wir fallen für den kurzen Rest der Nacht in den verdienten Schlaf.
Vor ein paar Tagen waren 5 Seekajakfahrer vom Wassersport-Verein Süderelbe am Olympiastützpunkt der Ruderer in Rostock zu einer mehrtägigen Seekajaktour Richtung Travemünde aufgebrochen. Gemeinsam mit vielen großen Fähren und Passagierschiffen laufen wir in Waremünde gleichsam einer Auslaufparade in die Ostsee aus. Leichter Rückenwind treibt uns gen Westen. Wir passieren Heiligendamm und Kühlungsborn. Wir rasten wo der Strand am schönsten ist. Weiter geht es über Rerik, Wustrow, Poel und Boltenhagen.
Strände wechseln sich mit Kliffkanten ab. Bei Klützhöved kommen wir nicht an Land. Eine starke Brandung donnert in die Felsen unter dem Steilufer. Anlanden Lebensgefährlich. Ungeplant müssen wir unsere Tagesetappe um zusätzliche 15km verlängern. Unsere Arme werden „immer länger“.
Mit untergehender Sonne finden wir endlich einen geeigneten Platz für die Nacht.
Mit einem Glas Rotwein lassen wir den Tag ausklingen…