Nach mehreren Frankreich-Fahrten in den Vorjahren wollten wir dieses Jahr mal etwas Anderes ausprobieren. Unser Ziel ist die Semois in den belgischen Ardennen.
Bei bestem Wetter starten wir am Bootshaus in Harburg zur 650 km langen Anreise. Auf der A1 bei Kamen plötzlich ein Knall und Gepolter. Das kannten wir doch schon aus dem letzten Jahr von unserer Schweden-Tour: Eine Reifenpanne – dieses Mal aber am Anhänger. Zum Glück hat Hartmuts Anhänger mit den Kajaks ein Reserverad, das wir auch mit vereinten Kräften auf dem nächsten Parkplatz anbauen konnten. Mit gut 2h Zeitverlust geht es dann problemlos weiter bis in die hügelige und grüne Landschaft der Ardennen.
Wir sind auf das Retro-Camping bei Arnaud gespannt, das in Herbeumont wunderschön unter einem alten Viadukt direkt an der Semois liegt. Der junge Betreiber ist extrem unkompliziert und tiefenentspannt. Er steckt scheinbar voller guter Ideen, lässt sich aber viel Zeit bei der Realisierung. Hier gibt es viel zu entdecken (z.B. ein WC im Mercedes-Kastenwagen, auf dem man sich angurten kann: „sicher ist sicher“) und einiges, das den einen Stern (noch) in Frage stellt.
Dafür empfängt uns die Semois mit flotter Strömung in einem einsamen wunderschönen Tal. Die waldigen Hügel der Ardennen strahlen in sattem Grün. Das Tal ist mal weiter - mit idyllischen kleinen Dörfern oder Städtchen - und mal enger mit urwaldartigen Waldschluchten oder Felswänden. Zwischendurch immer mal wieder Flutender Hahnenfuß, der sich an manchen Stellen teppichartig im Fluß ausbreitet. Kleine Schwallstrecken, Bogenbrücken und fahrbare Wehre bringen immer wieder Abwechslung und teilweise auch Abkühlung. Blühender gelber Ginster setzt weitere Akzente in der Landschaft. In 4 Tagestouren befahren wir das schönste Stück zwischen Chiny und Bouillon. Dank der großartigen Landschaft und der flotten Strömung schaffen wir locker 25km am Tag und genießen manche Flussabschnitte auch zweimal. Aufpassen muss man trotzdem auf Steine im Fluss und andere Hindernisse, die schon ein wenig Technik erfordern. So hat sich Jürgen entschieden – Kavalier wie immer – , so zu kentern, dass er Petra gleich über ein Steinhindernis helfen kann. Kulturell gibt es in dieser Region auch Einiges zu entdecken, worüber Petra und Jürgen sicherlich mehr berichten können.
Nach Restaurantbesuch (irgendwie hat sich keiner an Schnecken und Froschschenkel herangetraut) geht es dann nach Luxemburg, wo uns Joachim ortskundig durch die Stadt führt. Ziel für das 2. Standquartier ist Wallendorf an der deutsch-luxemburgischen Grenze. Direkt am Zusammenfluss von Sauer und Our schlagen wir unser Quartier auf. Das üppige Grün auf dem Zeltplatz kommt allerdings vom letzten Hochwasser vor einigen Wochen, das eine Räumung des Platzes innerhalb von 3h notwendig gemacht hatte. Egal, wir genießen unseren Platz direkt am Wasser. Landschaftlich ähnlich wie die Semois, fließt die Sauer ebenfalls mit flotter Strömung durch ein tolles Tal, das aber viel stärker besiedelt und straßentechnisch erschlossen ist. Bevor Gerd am nächsten Morgen in den Schulbus steigt, weil er einen Tag früher zu Hause sein muss, verbringen wir einen Regen-Abend optimal im ortsansässigen Restaurant. Bevor es auch für uns heim geht, können wir dann noch Fraukes Geburtstag feiern. Mit neuem Ersatzrad gelingt dann auch der Rückweg problemlos und erste Fragen tauchen auf: Was machen wir denn nächstes Jahr?
