Hamburger Kanusportler auf Paddeltour in Schweden
Wie still es ist – Natur pur.
Wir zelten auf einer Insel . Klares smaragdgrünes Wasser umgibt uns, Wellen belecken den glatten Fels aus Granit, die Vögel zwitschern und es scheint, als ob die Sonne heute Abend nicht mehr untergeht. Entspannung – die schwedischen Schären nehmen uns in ihren Bann.
Aber nun von Anfang an. Wir - Marc, Steffi, Björn, Petra und ich- haben im Oktober 2011 eine Kanutour in die schwedischen Schären mit anschließendem Stockholmaufenthalt beschlossen. Wir werden mit der Fähre nach Rödby übersetzen, durch Dänemark fahren, die Fähre nach Helsingborg nehmen und dann quer durch Schweden bis zur unserm ersten Ziel, dem Campingplatz „Hornsbatvarv“ in Nyköping fahren. Von hier werden wir mit unseren Kajaks einen 6tägigen Rundkurs durch die Schären starten und dann zwei Tage Stockholm genießen.
Am Donnerstag den 26.07. geht es los. Treffen und Start ist am Bootshaus Süderelbe. Es trifft sich gut, dass donnerstags der Paddeltreff mit Bewirtung stattfindet. Wir bekommen von Inga leckere Vesperbrote, welche wir uns während der Fahrt schmecken lassen.
Die erste Nacht verbringen wir auf Fehmarn in der Nähe des Fähranlegers Puttgarden/Rödby. Jetzt ist deutlich die See zu spüren mit ihrer klaren Luft, den glitzernden Wellen und dem Geruch nach Muscheln und Algen. Ein Spaziergang am Wasser macht es deutlicher –ja, wir sind im Urlaub.
Am nächsten Tag fahren wir mit der Fähre nach Rödby/Dänemark. Auf dem Schiff gibt es reichliche Einkaufsmöglichkeiten. Der obligatorische Dänemark-Hotdog fehlt auch nicht. Gegen Mittag erreichen wir die Fähre nach Helsingborg/Schweden. Von hier sind es ca. 500km überwiegend Autobahnfahrt bis Nyköping. Auf der Fahrt wechseln sich ausgedehnte Wälder mit felsigen Gebieten ab. Wir passieren Jönköping und fahren entlang des langgezogenen Vätternsees. Die Landschaft hier erinnert mich an die endlosen kanadischen Wälder der Westküste.
Plötzlich ein Flattern in der Lenkung, der Wagen will nach links ausbrechen-eine Reifenpanne! Der Reifen vorne links ist defekt. Schnell wird der Reifen auf der Standspur der Autobahn gewechselt. Jeder Handgriff sitzt -wir sind ein gutes Team.
Gegen 21:00 erreichen wir unseren Campingplatz Hornbatvarv. Am nächsten Tag bei schönstem Wetter machen wir die Boote startklar und stechen in See - Kurs Nordost.
Am ersten Tag paddeln wir 9km. Wir zelten auf einer idyllischen Schäreninsel, direkt an der Fahrrinne und erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang, so wie es ihn nur in Schweden gibt. Die Insel erlaubt uns einem ausgedehnten Spaziergang. Hier gibt es Wildkräuter/-blumen in Hülle und Fülle. Wir entdecken Rainfarn, Glockenblumen, Hasenklee, Tausendgüldenkraut, wilde Möhre, Grasnelken Labkraut, Mädesüß und ganz zu schweigen von Heidel- und Walderdbeeren mit ihrem intensiven Aroma.
Am zweiten Tag paddeln wir 17km. Unterwegs entdecken wir eine Kegelrobbe, die sich auf einem Stein in der Sonne ausruht und sich von uns nur wenig stören lässt. Wir paddeln bis wir die!! Sehenswürdigkeit der Schären vor Nyköping erreichen –das „Naturum“ des Stendörren Naturreservat auf der Halbinsel Aspo. Das Gebäude besitzt die Umrisse eines Fischadlers dem sörmländischen Landschaftsvogels Hier gibt es eine Dauerausstellung sowie Themenausstellungen über Flora, Fauna, Geologie, Kulturgeschichte und Umwelt der Schärenlandschaft und der Ostsee. Das Naturreservat umfasst Areale und Biotope unterschiedlichen Charakters. Zum größten Teil handelt es sich dabei um unberührte Natur – von nährstoffreichen Strandwiesen und üppigen Fichtenwäldern bis hin zu schroffen Felslandschaften mit Krüppelkiefern und Rentierflechten.
Dann geht es weiter bis zur Insel Ringsön ins Ringsö-Naturreservat. Hier führt Marc uns zu einer traumhaften Lagune, die wir allerdings mit einigen Seglern teilen müssen. Selbstverständlich wird gebadet (Wassertemperatur 20°Celsius) und unter dem Tarp von Steffi und Björn wird lecker zu gegessen.
Am dritten Tag wollen wir die Insel Ringö umrunden. Dabei werden wir die Insel Hartsön mit seinem Naturreservat „Hartsön-Lund“ streifen und die Insel Langön mit dem Langö-Naturreservat passieren.
Wir paddeln Kurs Süd. Kaum aus dem Windschutz der Lagune heraus sehen wir weiße Schaumkronen auf dem Wasser und spüren den Wind von Süd-West. Wir suchen immer wieder den Windschutz der kleinen Inseln, aber irgendwann müssen wir raus auf die offene See –Kurs Süd-Ost, d.h. Wind von der Seite! Jetzt die Paddeljacken bis unter Kinn zugebunden und die Schwimmwesten gecheckt –auf geht´s. Die Wellen heben uns in die Höhe und schon gleiten wir ins nächste Wellental. Die Brecher knallen auf unser Heck und wir werden immer wieder aus dem Kurs geworfen.-Welch ein Abenteuer!-.Dann ist auch schon die Insel Hartsön voraus, -Kurswechsel auf Nord-Ost direkt zwischen die Insel Ringsö und Harsön hindurch und zwar mit Rückenwind!
Welch ein Unterschied! Zwischen den Inseln (im Windschutz) herrscht eine himmlische Stille. Das Wasser ist ruhig und die Sonne wärmt. Wir schlagen unsere Picknickdecke auf einer Insel mit besonders glatten und warmen Granitfelsen auf. Nach kurzer Rast geht es weiter durch eine wundervolle Schärenlandschaft. Es gibt Lagunen eine schöner als die andere, aber überwiegend herrscht Betretungsverbot, da wir uns mitten im Vogelschutzreservat befinden.
Unsere Tour führt uns weiter zwischen die Inseln Ringön und Langö hindurch und wieder zurück zu „unserer“ Lagune.
Am vierten Tag geht es wieder Richtung Nyköping. Die Wettervorhersage ist nicht gerade “rosig“, aber wir versuchen es trotzdem. Wir passieren wieder das Naturum Stendörren und kaum aus dem Windschutz heraus, sehen wir, wie die weißen Schaumkronen auf den Wellen tanzen. Nichts zu machen. Es ist zu gefährlich. Wir suchen uns eine windgeschützte Insel und bleiben eine weitere Nacht im Naturreservat.
Eine gute Entscheidung. denn der nächste Tag bietet uns herrlichstes Paddelwetter, so dass wir unserem Startpunkt näher kommen. Die Nähe zur Stadt Nyköping lässt sich nicht mehr verbergen. Die Motorbootdichte nimmt jetzt stetig zu, dafür werden wir durch den Anblick von schönen schwedischen Ferienhäusern entschädigt.
Am letzten Paddeltag verlassen wir etwas wehmütig diesen Abschnitt der schwedischen Schären und mir scheint, als ob das Paddel mit Blei gefüllt ist.
Am Campingplatz angekommen verladen wir die Boote. Als wir das Auto sehen, trifft uns fast der Schlag - wieder ein defekter Reifen. Nun muss den ADAC Hilfe bestellt werden.
Nach etwa zweistündiger Wartezeit werden uns zwei neue Reifen montiert und der 2te Teil der Reise - die Fahrt nach Stockholm mit seinen kulturellen Schätzen kann beginnen.
In der Stadt angekommen ziehen wir in unser kleines, empfehlenswertes Hotelschiff „Rygerfjord“ mit 5qm-Kabinen und 1,2m breiten Doppelbetten ein. Das Schiff liegt direkt gegenüber vom Rathaus und am Abend tauchen wir in das städtische Nachtleben von Stockholm www.rygerfjord.se.
Am nächsten Tag folgt dann die obligatorische Stadtbesichtigung mit einem leckeren Abendessen. Zum Ausklang der Reise setzen wir uns auf das Oberdeck unseres Hotelschiffes und lassen uns eine Flasche Wein schmecken.
Am Freitag des 3. August müssen wir unsere Rückreise antreten. Diesmal ohne Panne.
Jürgen Höft