logo

Endlich geht es los. Wir sitzen im Flugzeug nach Kanada! Den ganzen Winter hatten wir nach Flussbeschreibungen gefahndet, Landkarten studiert,  mit dem Reisebüro Flugrouten ausgetüftelt.  Gesucht wurde ein Fluss in abwechslungsreicher Landschaft mit überschaubaren Schwierigkeiten,  einsam und durchgehend befahrbar und auf einer Strecke von mindestens 450 km. Trotzdem sollte er leicht per Flugzeug erreichbar sein...

Herausgekommen ist eine kombinierte See-Fluss-Großgewässer-Fahrt auf Quiet-Lake, Big-Salmon-River und Yukon.

Nervenaufreibend waren wie immer die Unzulänglichkeiten des Luftverkehrs: Undurchschaubare Übergepäckregelungen (5 Mann, 5 Faltboote), Staus durch unterbesetzte Check-In-Schalter, Verspätungen durch technische Probleme an Flugzeugen. Diesmal dauerte der ohnehin schon lange Transatlantikflug sechs Stunden länger als geplant, einschließlich einer ungeplanten Zwischenlandung in den USA ohne Visum, was die Sache nicht einfacher machte. Zum Glück waren wir nicht von Anschlussflügen abhängig.

Bei Ankunft in Whitehorse der bange Blick auf das Gepäckförderband. Wir hatten zusammen 15 Gepäckstücke mit umfangreicher Camping- und Bootsausrüstung. Würden alle Gepäckstücke da sein? Würde alles unbeschädigt sein? Schon das Fehlen eines Gepäckstückes kann die ganze Expedition scheitern lassen. Beim Sperrgepäck wird eine Kinderkarre entladen. Die Karre ist total demoliert, die Räder sind rechtwinklig abgeklappt. Eine Mutter steht fassungslos und mit Tränen in den Augen daneben. Jetzt wissen wir, warum Übergepäcke bei der ehemaligen Tochter des Kranich-Konzerns nur bei vorliegen einer Regressverzichtserklärung mitgenommen wird. Wir haben Glück, unser Gepäck ist vollständig und unbeschädigt.

Der nächste Tag in Whitehorse steht ganz im Zeichen der Ausrüstungskomplettierung: Lebensmittel für 14 Tage müssen gekauft werden, nichts darf fehlen! Für das Einkaufen haben wir drei Stunden eingeplant, der Supermarket ist riesig und unübersichtlich. Die vorbereitete Einkaufliste wird abgearbeitet, nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel kaufen! Langsam füllt sich unser Einkaufwagen. Ein deutsch sprechender Tourist, welcher offenbar ebenfalls einen Outdoor trip vorbereitete und einzig einen Six-pack Bier im Einkaufwagen hatte, bemerkte irritiert: „Ihr kauft aber strukturiert ein!“ Abends gehen wir Essen, üppig und mit viel Bier, wohl wissend, dass ab morgen Schmalhans kochen würde.

Unser Outfitter holt uns pünktlich am Hotel ab. Er soll uns 340 km hinaus in die Wildnis bringen, davon 140 km auf einspuriger Schotterpiste zurücklegen. Die gewaltigen Gepäckberge samt Lebensmittel werden in Monstertruck und Anhänger verstaut. Der Transfer geht schneller als erwartet. Am frühen Nachmittag erreichen wir den vorgesehenen Startplatz.

Am Seeufer empfängt uns ein Angler, ausgerüstet mit doppelläufigem Bärentöter. Sofort fragt sich jeder Süderelbler, ob das mitgeführte Bärenspray vielleicht doch nur symbolisch ist und ob es noch ein Zurück gibt. Es gibt kein Zurück mehr!

Die Zelte und Faltboote werden aufgebaut, die Ausrüstung sortiert. Zu unserer Überraschung halten sich die Mückenschwärme in Grenzen. Das extra gekaufte Mückennetz für das Gesicht kann getrost verpackt bleiben.

Der Quiet-Lake liegt eingebettet zwischen 1800 m hohen Bergen, auf deren Gipfeln die letzten Schneefelder schmelzen. Das Seewasser ist glasklar, aber eiskalt. Mit Schiebewind, bei etwas durchwachsenem Wetter, geht es dem Seeausfluss entgegen. Über Sandy-Lake erreichen wir den Big-Salmon-Lake. Auf einer Halbinsel entdecken wir einen Traumzeltplatz, wie in einer Parkanlage, azurblaues Wasser, Sandstrand, eingerammt von mächtigen Bergen.

Am Ausfluss des Big-Salmon-Lake beginnt unsere eigentliche Flussfahrt. Das Gewässer ist kaum breiter als unsere Ilmenau. Mit flotter Strömung geht es durch ein waldreiches Tal. In den Fluss gestürzte Bäume bilden gefährliche Hindernisse. Es ist nicht leicht, die schwer bepackten Faltboote an den Hindernissen vorbei zu lenken.

Kleine Stromschnellen erfordern zusätzliche Aufmerksamkeit. Eine Beschädigung der dünnen Faltboothaut durch Grundberührung kann in der Wildnis fern jeder Zivilisation sehr unangenehm werden und die Gruppe vor ernste Probleme stellen. Wir sind 250 km von der nächsten Ansiedlung entfernt.

Wir haben Glück, die große Hochwasserwelle des Frühsommers ist weitgehend abgelaufen, so dass überall am Fluss flache Schotterbänke und kleine Inseln zum Vorschein gekommen sind. Die Inseln eignen sich wunderbar zum Zelten, sind mückenfrei und zum Schlafen rückenfreundlich eben.

Wir hatten die Tagesetappen mit 40 km pro Tag nicht übermäßig lang gewählt, so dass wir morgens eher gemütlich aufstehen konnten, ausgiebig gefrühstückt haben, kurz vor 11:00 Uhr im Boot saßen und unser Tagewerk spätestens gegen 15:30 Uhr abgespult hatten. Anschließend als festes Ritual unseres Tagesablaufes: gemeinsames Kaffetrinken.

Bei den Weggefährten, bei denen der Speiseplan den Eintrag „7. Tage der Reise: selbstgefangener Fisch“ vermerkt hatte, wurde anschließend das Angelgeschirr klar gemacht. Leider war die Ausbeutet nicht so üppig wie erhofft. Nur mit Mühe konnte bei den Anglern eine Hungersnot abgewendet werden.

Abends aufräumen des Lagers, deponieren aller Lebensmittel- und Kulturtaschen in sicherer Entfernung zu den Zelten. Dieses ist zum Schutz vor Bären dringend erforderlich. Vor Bärenbesuchen kann man sich letztlich nicht schützen. Bären sind jedoch nur an Lebensmittel bzw. an allem was irgendwie interessant riecht interessiert, so dass es äußert unklug ist, solche Sachen mit in das Zelt zu nehmen.

Sorgfältig löschen wir abends das Lagerfeuer. Wir sind gewarnt. Tagsüber haben wir abgebrannte Berghänge passiert, auf denen nur noch Baumskelette gespenstig in den Himmel ragten. Überrascht hat uns, dass es nachts nicht wirklich dunkel wurde. Problemlos konnte um 23:00 Uhr im Zelt gelesen werden.

Wir platzieren unser Bärenspray neben dem Kopfkissen und träumen unruhig von defensiven und offensiven Bären, über die wir in einem Informationsblatt gelesen hatten. Der defensive Bär gebärdet sich aggressiv. Er greift an um eine Bedrohung für sich abzuwenden. Sein Angriff endet normaler weise kurz vor Körperkontakt. Schlimmer ist der offensive Bär, er gibt sich völlig entspannt. Hier heißt es im Einmaleins für Bärenbegegnungen: „Sie haben es mit einem beutegierigem Bären zu tun, der Sie fressen will. Wehren Sie sich mit aller Kraft. Verwenden Sie jede erdenkliche Waffe in Ihrer Reichweite. Schreinen Sie. Richten Sie Ihre ganze Aggressivität auf das Gesicht, die Augen, die Nase. Sie kämpfen um Ihr Leben! Geben Sie nicht auf! “ Unsere Neigung nachts das Zelt für einen Toilettengang zu verlassen tendiert gegen null. Endlich wird es wieder Morgen und alle Reisegefährten sind noch unversehrt.

Wir ziehen weiter, immer wieder türmen sich in Kurven gewaltige Treibholzberge, sogenannte Log Piles auf, nicht ganz ungefährlich. Wir nähern uns einer den gesamten Fluss versperrenden Treibholzsperre, einem Log Jam. Hunderte von Bäumen wurden hier zusammengestaucht. Vorsichtig nähern wir uns dem Hindernis, nur nicht quer kommen und unter die Bäume gezogen werden! Wir finden einen guten Ausstieg und können die Boote über einen Trampelpfad an dem Hindernis vorbei tragen.

Aus dem Boot heraus bekommen wir alle Tier zu sehen, welche wir mit Kanada in Verbindung bringen: Schwarzbären mit niedlichem Nachwuchs, Elchkühe mit Kälbern, Stachelschweine, Erdhörnchen, Weißkopfadler. Alle Tiere passieren wir in geringem Abstand. Trotzdem zeigen sie kaum Fluchtreaktionen, sondern ziehen sich langsam ins Unterholz zurück.

Wir erreichen den Yukon, hier schon so breit wie die Oberelbe, jedoch mit sehr flotter Strömung. Entgegen unseren Befürchtungen ist der Yukon, zumindest in diesem Flussabschnitt, nicht die befürchtete Paddlerautobahn. Wir entdecken Zeugnisse vergangener Epochen: verlassene Indianerdörfer, gesunkene Goldbagger. In unseren Karten sind die Untergangsstellen diverser Raddampfer vermerkt. Auf den Flussinseln finden wir immer wieder schöne Zeltplätze.

Nach 340 km erreichen wir wieder einen Ort mit Einkaufsmöglichkeit, Charmaks. Sofort werden die Annehmlichkeiten der Zivilisation in Anspruch genommen: Warme Duschen und die Frittenbude. Nach dem Aufproviantieren geht es weiter, diesmal in Begleitung einer allein (!) in der Wildnis paddelnden Japanerin, welche unseren Schutz in den noch zu bewältigenden Five-Finger-Rapids suchte. Schnell zeigt sich, dass Ihr Können eher im unteren Leistungsbereich anzusiedeln ist.

Wegen der im Internet kursierenden Schauergeschichten über die Stromschnelle, von ertrunkenen ist die Rede, sind auch wir etwas vorsichtig geworden. Lehrbuchmäßig teilen wir Vorfahrer, Rettungsteam Minako, Rettungsteam Boot ein. Angespannt nähern wir uns der Stromschnelle und schwups sind wir auch schon hindurch. Die Stromschnelle war eine einzige Enttäuschung. Unter der Elbbrücke bei Wind ist mehr los.

Auf den letzten 100 km bis zu unserem Schlusspunkt in Minto genießen wir die immer noch schöne Landschaft. Die Berge treten etwas zurück. Trotzdem ist das Gefälle des Flusses beachtlich. Bei absolut klarer Sicht haben wir das Gefühl unendlich weit hinab bis in die flache Tundra sehen zu können.

Im verlassenen Campground „Minto Ressort“ endet unsere Flusstour und wir bauen wir die Boote ab. Beim Abwaschen am Fluss wird Christiane zum Glückskind und findet einen Goldklumpen. Mit diesem Fund im Gepäck geht es zurück nach Whitehorse. Nach einem weiteren Tag mit Shopping in Whitehorse machen wir uns auf den Rückweg nach Deutschland.

Während des Fluges denken wir zurück an den Quiet-Lake, mit den 1m langen Fischen, welche wir nicht gefangen haben, die schönen Flusslandschaften am Big-Salmon-River, die Elchkälber mit den großen Knopfaugen, die schönen Zeltplätze und Abenden am Lagerfeuer.

Kurzum, ein gelungener Urlaub!











































{mosimage}

WVS Termine und Veranstaltungen

Mo Di Mi Do Fr Sa So
2
3
4
5
7
8
10
11
12
17
18
19
20
21
22
24
25
26
27
28

 Kopie von Anleitung fr den Einstieg

 

 Kopie von Kopie von Anleitung fr den Einstieg

 

Diese Website verwendet Cookies – nähere Informationen dazu und zu Ihren Rechten als Benutzer finden Sie in unserer Datenschutzerklärung am Ende der Seite. Klicken Sie auf „Ich stimme zu“, um Cookies zu akzeptieren und direkt unsere Website besuchen zu können.