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Graues Januarwetter draußen. Die dichte Wolkendecke lässt der Sonne keine Chance. Für abends sind Schauer mit Graupel angesagt. Den Zeitungen ist zu entnehmen, dass es der dunkelste Winter seit 1934 ist.

Gedankenvoll blättere ich unter Kunstlicht in meinem Fahrtenbuch. Ich habe es erst kürzlich von unserem Wanderwart zurückbekommen und freue mich über den Eintrag: „Nach Erfüllung der Bedingungen wird hiermit das Wanderfahrerabzeichen in Bronze zum 1. Mal verliehen. Herzlichen Glückwunsch".

Mitte 2015 habe ich mit dem Paddeln angefangen und bin Mitglied im WVS geworden. Der Verein hat mir von Anfang an gut gefallen. Anfänger bekommen die Unterstützung, die sie brauchen, um sicher auf der Süderelbe fahren zu können. Ob Kleinfluss, Großgewässer oder Elbe als Vereinsrevier, erfahrene Paddler und Paddlerinnen stehen einem zur Seite und stellen ihr Erfahrungswissen gern zur Verfügung. Ich war schnell überzeugt, dass Paddeln für mich nicht nur Freizeitvergnügen, sondern auch ein sportlicher Anreiz ist.

Das Wanderfahrerabzeichen in Bronze erhält, wer innerhalb eines Kanusportjahres die Teilnahme an einer Gemeinschaftsfahrt und eine Kilometerleistung von 600 km (Damen von 500 km) nachweisen kann (Deutscher Kanu-Verband, DKV-Wandersportordnung §13). Das klingt viel, ist es aber nicht, durchschnittlich gerade mal etwas mehr als 11 km pro Woche. Die Teilnahme an gemeinsamen Wanderfahrten ist dann aber doch hilfreich beim Kilometsammeln.
Die Fahrten werden unter Angabe von Datum, Gewässer und Fahrtstrecke im DKV-Fahrtenbuch dokumentiert. Auch der Anfangs- und Endpunkt sowie die zurückgelegten Kilometer werden eingetragen. Für besondere Ereignisse gibt es noch die Spalte Bemerkungen. Ein DKV-Fahrtenbuch ist aber weitaus mehr als eine trockene Buchführung.

Beim Lesen und Zurückblättern erinnere ich mich an die Paddelerlebnisse des zurückliegenden Jahres. Der erste Eintrag war die 47. Leine Frühlingsfahrt. Er lautet: 12.3.17 - Leine/Aller - Neustadt am Rübenberge nach Hodenhagen - 52 km - Verbandsfahrt. Mein Frau und ich waren schon am Vorabend zum Startpunkt gefahren, um pünktlich um 9 Uhr auf dem Wasser zu sein. Von Frühling konnte keine Rede sein. Minusgrade und eine Eisschicht auf den Booten. Richtige Kleidung und warmer Tee sind bei solchen Fahrten angesagt. Über 300 Kanuten warteten auf das Startsignal. So eine Fahrt braucht schon ein paar Stunden. Nach zehn Minuten ist einem warm und die Strömung hilft beim Vorankommen. In Hodenhagen wurden wir mit heißem Kaffee, Kuchen und einem Stempel erwartet, der die Leistung des Tages bestätigt. Die für das Wanderfahrerabzeichen erforderliche Gemeinschaftsfahrt ist hiermit auch schon erledigt. Das fühlt sich dann wirklich toll an. Übrigens; viele Paddlerinnen und Paddler sind auch mit einem Zweier unterwegs.
Viele weitere Fahrten auf kleinen und großen Gewässern folgten.

Hier ein paar Auszüge aus meinem Fahrtenbuch:

  • 18.März, Wilster Au, 19 km, Kanu Freunde Wilster
  • 16.April, Schweriner See, , Bemerkung: eiskalter Wind, rund ums Schweriner Schloss
  • 22.Juni, Elbe, 6 km Bemerkung: starke Strömung, Gewitter
  • 16.Juli, Elbe, Magdeburg-Tangermünde, 67 km, Bemerkung: persönlicher Streckenrekord 7.September,Adria, 5 km, Bemerkung: Brandung

Bei den meisten Eintragungen steht aber unter Gewässer Elbe. Hier habe ich die meisten Kilometer gepaddelt und auch die schönsten Erinnerungen. 849 km auf dem schönsten Fluss der Welt. Es waren die üblichen Trainingsrunden zur Bunthäuser Spitze oder durch Reiherstieg und Rethe mit phantastischen Sonnenuntergängen, Übernachtungsfahrten auf die Elbinseln Lühesand und Schwarztonnensand mit Blicken auf Containerriesen und mit kribbeligen Hafendurchquerungen. 2017 fuhr ich bereits meine zweite große Elbetour vom Elbsandsteingebirge nach Hamburg, mit Zwischenstopps in Coswig/Sachsen, Torgau, Lutherstadt Wittenberg (im Lutherjahr) und Tangermünde, um nur einige zu nennen.

Tourenpläne für 2018 machen Vorfreude. Es fehlen „nur" noch 2.853 Kilometer bis zum Wanderfahrerabzeichen in Silber.

Meine Frau ruft aus der Küche „Frühstück ist fertig". Mit einem Lächeln lege ich das Fahrtenbuch zur Seite und freue mich auch die Paddelsaison 2018.

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